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"Die Zeit, in der ich mich selbst kennenlernte."

Von Paul Staubesandt (Abitur 2020)

Häufig wird man gefragt, was man während eines Austauschjahres eigentlich so macht. Und obwohl es so viele Möglichkeiten für mich gibt, auf diese Frage zu antworten, ist der eigentliche Kern der folgende: Ich habe herausgefunden, wer ich selbst eigentlich bin.

Mein Name ist Paul Staubesandt, 18 Jahre alt und ich war für ein Halbjahr (Q1, 2018/19) mit der Austauschorganisation YFU (= Youth for Understanding) in Italien.

Gelebt habe ich mit meiner Gastfamilie, bestehend aus meinen drei Gastbrüdern (18, 21, 23) und meinen Gasteltern, in Palermo im Stadtteil Guadagna. Die Schule, die ich besuchte, war das „Liceo Classico Umberto I“. Dort ging ich in den dritten Jahrgang, was ungefähr der hessischen E-Phase entspricht. Trotz der Tatsache, dass ich ein bis zwei Jahre älter war als alle meine Klassenkameraden, bin ich unglaublich glücklich, mit genau diesen Mitschülern die Schule in Italien besucht zu haben. Nicht nur waren sie sehr offen und sympathisch, sondern sie lernten auch seit 3 Jahren Deutsch in der Schule, was bedeutete, dass ich neben mir noch fremden Fächern wie Altgriechisch, Kunstgeschichte oder Philosophie auch in Deutsch unterrichtet wurde.

Als ich ankam, war mir alles noch sehr fremd. Ich lebte nun in einer Großstadt auf Sizilien, war von Menschen umgeben, die ich zuvor noch nie gesehen hatte und die in einer Sprache sprachen, in der ich mich kaum verständigen konnte. Doch sehr schnell wurden Dinge, die mich zunächst sehr schockten, zu Dingen, ohne die ich mir meine Austauscherfahrung nicht mehr vorstellen möchte. Sehr schnell begann ich, die Sprache zu lernen und mich recht flüssig zu verständigen. Dadurch kam es, dass ich als Sänger mit der Band einiger meiner Klassenkameraden probte und auftrat. Durch diese Auftritte kannten mich mehr Schüler der Schule und ich hatte nach nicht einmal 3 Monaten bereits Kontakt zu unglaublich vielen großartigen Personen, sei es durch die Musik, die Sprache oder einfach nur ein Gespräch auf dem Schulhof.

Rückblickend kann ich meinen Austausch als die wichtigste und schönste Erfahrung meines gesamten Lebens bezeichnen. Nicht nur habe ich gelernt, nicht über andere Kulturen und Personen zu urteilen, sondern habe mich selbst auch so weiterentwickelt wie noch nie zuvor in meinem Leben.

War es also den Stress wert, den ich hatte, als ich das ganze Schulmaterial nachholen musste, was ich verpasst habe? Ja, ja und nochmals ja!
Wenn man ohne Erwartungen in den Austausch geht und ihn mit offenen Ohren und Augen erlebt, dann wird man schnell die großartigsten Erfahrungen machen.
Ich habe eine neue Kultur kennengelernt, eine neue Sprache gesprochen und sehr viele tolle Menschen getroffen, mit denen ich immer noch in Kontakt stehe und sehr gut befreundet bin.

Also falls du dich für einen Auslandsaufenthalt während der Schulzeit interessierst, zögere nicht mich bei Fragen anzusprechen. Und dann auf ins Ausland!